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Kommunikation und Marketing

From Big Brother Awards 2010

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Daniel Goldscheider, [Lottelo] : Web-2.0-Datensozialporno mit 0900er Nummern

Lottelo war die übliche Start-Up-Masche der Ära Web 2.0, deren Kerngeschäft bekanntlich ist, einen "Gratis"-Service einem "Kunden" anzubieten, der nicht kapiert, dass er bei diesem Deal gar nicht der Kunde, sondern das zu verkaufende Produkt ist. In mittlerweile altgewohnter 2.0-Manier zockte man dem Kunden - erstens - seine persönlichen Daten ab, zum zweiten veranlasste man ihn, die persönlichen Daten von Dritten freizugeben. Motto: "Mach deinen Freund zum Millionär" und zieh ihn in ein SMS-Gewinnspiel mit kostenpflichtigen 0900er-Nummern rein.

Lexmark: Dein Drucker, dein Spion

Wer auf das Angebot der Firma eingeht und sich online registriert, erhält fünf Jahre Garantie auf bestimmte Drucker. Eingegeben werden müssen nur Vor- und Nachname sowie die Seriennummer des Geräts, ẃas insgesamt den erfreulichen Eindruck eines sparsamen Umgangs mit personenbezogenen Daten erweckt. In der Datenschutzerklärung von Lexmark heißt es denn auch zuobererst "Ihre Privatsphäre ist uns wichtig". Wie all das freilich gemeint ist, offenbart sich erst nach einem Klick auf den unscheinbaren Link "weitere Details". Hier erfährt man, dass ein Programm namens "Lexmark - Connect" so gut wie alle Informationen, die einen Druckerhersteller so interessieren könnten, erfasst und in die US-Zentrale schickt: Prozessortyp, Betriebssystem, sämtliche MAC-Adressen samt allen angeschlossenen USB-Geräten des Kunden-PC. Dazu kommen mehr als vierzig verschiedene Datenfelder wie Anzahl und Distribution der Druckaufträge, Zeiten, Zugriffe usw. und natürlich Seriennummer und Füllstand der Tonerkartusche. Daraus lassen sich nicht nur sehr aussagekräftige Profile herstellen, die Daten werden erklärtermaßen mit den Kundendatenbanken der regionalen Lexmark-Einzelhändlern abgeglichen. Laut Datenschutzerklärung, um Lexmark bei "Marketing and Kommunikationsinitiativen zu unterstützen", was übersetzt bedeutet: Durch die Verknüpfung mit Namen und Seriennummer kommen wir an die Adressen, Konto- oder Kreditkartennummern dran. Wie andere "Initiativen" aussehen könnten, ist ein paar Absätze weiter unten versteckt. Die Firma Lexmark, der die Privatsphäre ihrer Kunden so wichtig ist, dass sie möglichst viel darüber wissen will, behält sich vor, diese auch zu folgendem Zweck zu verwenden: "Wenn wir annehmen, dass solches nötig ist, um die Eigentumsrechte von Lexmark zu schützen und zu verteidigen - inklusive der Durchsetzung unserer Vertragsbedingungen". Diese enthalten wie bei allen Druckerherstellern ein Verbot, nachgefüllte Toner oder Druckpatronen zu verwenden.

T-Mobile Austria: Big Brother Netzbetreiber stellt sich dumm

"Wenn Sie unerwünschte Kurznachrichten erhalten haben und Ihnen dafür Gebühren angefallen sind" dann tut das T-Mobile zwar leid, man hat aber "leider keinen Einfluss darauf, ob und an wen diese SMS versendet werden", da dies von Drittfirmen geschehe."Für uns ist nicht nachvollziehbar ob/wie ... und wann dieser Mehrwert-Dienst angemeldet bzw. bestellt wurde – dies kann nur der Dienstanbieter." T-Mobile weiß also nichts, hat keinen Einfluss und kann nicht nachvollziehen, was im eigenen proprietären T-Mobile-Netz geschieht - wie gut, dass wenigstens das Billing klaglos funktioniert. Monate nach den ersten Beschwerden über massenhaft versandte, betrügerische Mehrwert-SMS, die pro Stück mit fünf Euro [!] vergebührt wurden, kassierte der Mobilnetzbetreiber immer noch dabei mit, anstatt die Betrüger aus dem Netz zu werfen, oder die Mehrwertdienste sofort zu deaktivieren. Eine Reaktion erfolgte erst, wenn ein Kunde den Betrug bemerkt und sich beschwert hatte. Und dann hatte man seitens des Netzbetreibers noch die Stirn, das als "kulant" zu bezeichnen: "Im Sinne der Kundenzufriedenheit haben wir uns dazu entschlossen aus Kulanz die Gebühren der verrechneten Mehrwertdienste zu übernehmen." Das ist Big Brother Netzbetreiber, der sich dumm stellt, solange das Inkasso funktioniert. Er kann sich darauf verlassen, dass der Kunde ohnehin keine Chance hat, die tatsächlichen Vorgänge im proprietären Netz von T-Mobile auch nur im Ansatz nachzuvollziehen.

Apple: Das iPhone als Bewegungssensor

Der Weg in die Panoptikumsgesellschaft ist bekanntlich mit coolen Gadgets gepflastert und mit "Convenience" asphaltiert: Wie praktisch, dass man immer exakt weiß, wo man sich gerade befindet und dieses neue iPhone ist halt ein gar so cooles Teil. Bei einer Anhörung vor dem US-Kongress hat Apple aktuell Folgendes angegeben: Die iPhones schicken ihre GPS-Daten an Apple und übermitteln außerdem die Signalstärken von Mobilfunkmasten und WLan-Hotspots samt deren MAC-Adressen routinemäßig in eine Apple-Datenbank. Damit lassen sich iPhone-Benutzer auch dort exakt lokalisieren, wo die GPS-Satelliten nicht hineinsehen können, nämlich in enge Häuserschluchten und Gebäude. Wie immer, wenn es etwas zu verbergen gibt, wird betont, was alles nicht gespeichert wird. So werden laut Apple weder die über WLAN-Netze ausgetauschten Daten mitgeschrieben - was sinnlos wäre, da die verschlüsselt sind - noch werde der WLAN-Netzwerkname [SSID] gespeichert. Den braucht man nämlich nicht, zumal die ohnehin abgegriffene Mac-Adresse des jeweiligen WLAN-Accesspoints ein weit exakteres Identifikationsmerkmal ist. Abschalten lässt sich diese Spionagetätigkeit nur, indem man sämtliche Lokalisierungsfunktionen deaktiviert und aus dem schlauen iPhone ein orientierungsloser Ziegel wird.