Wie jedes Jahr haben alle Nominierten die Möglichkeit, sich mit Kommentaren an info@bigbrotherawards.at zu wenden. Wir veröffentlichen dann die Reaktionen unter der jeweiligen Nominierung.
Alles nur zum Schutz unserer Fahrerinnen und Fahrer!
Anfang dieses Jahres wurde bekannt, dass Amazon plante die Sicherheit der Lieferdienste zu verbessern. Zu diesem Zweck wurden Kameras in den Lieferwagen installiert. [1] Mit künstlicher Intelligenz sollten diese dafür sorgen, dass die Lieferungen sicherer und effizienter durchgeführt werden konnten. Die in den Lieferwagen installierten Kameras sollten alle vier Richtungen beobachten können - d.h. die Straße, die beiden Seiten und den Innenraum des Wagens - d.h. die Fahrerin - den Fahrer.
Wie immer, wenn Überwachung mit einer Steigerung der Sicherheit argumentiert wird, gibt es begründeten Zweifel am Umgang mit Datenschutz und Privatsphäre. [2]
Die verwendete KI - künstliche Intelligenz - beobachtet mittels Gesichtserkennung das Verhalten von Fahrern im Straßenverkehr, in eventuellen Gefahrensituationen und auch die Paketübergabe.
Protokolliert werden dabei insgesamt 16 Ereignisse wie abruptes Bremsen, starkes Beschleunigen, zu schnelles Fahren, aber auch Überfahren eines Stoppschildes oder einer Ampel und zu enges Auffahren. In einigen Fällen reagiert das Gerät mit einem gesprochenen Hinweis an den Fahrer, in anderen Fällen werden die Ereignisse nur protokolliert.
Zudem wird auch die Art und Häufigkeit der Telefonnutzung und der Standort des Mitarbeiters an Amazon übermittelt. Das alles funktioniert mittels Zuordnung der biometrischen Daten des Fahrers zu dem jeweiligen Fahrerkonto und erfordert somit die Zustimmung der betroffenen Mitarbeiter.
Aber für alle paranoiden Menschen - immerhin soll es eine Möglichkeit geben, dass Fahrer während einer Pause, die sie im Wagen verbringen, die Kamera komplett deaktivieren können.
Was Amazon mit all diesen Daten macht kann natürlich nur vermutet werden - aber Amazon-Lieferanten klagen schon über Kündigung via Algorithmus [3] Jetzt aber beklagen sich sowohl Zusteller als auch von Amazon beauftragte Lieferunternehmen über zu viele Warnmeldungen, die bei der Fahrt stören und die bei den Lieferfirmen für Mehraufwand bei der Auswertung sorgen. Dadurch werden den Fahrern Punkte abgezogen bei ihrer wöchentlichen Bewertung. Damit verlieren sie Boni zum Gehalt wie Zusatzzahlungen oder Sachgeschenke. [4]
Amazon überwacht ihre Fahrer und bestraft mittels KI.[5] Die Fahrerinnen und Fahrer werden anhand der Ereignisse mit „schlecht“, „mittelmäßig“, „gut“ oder „fantastisch“ bewertet. Amazons KI-gesteuerte Kameras bestrafen, wenn Fahrerinnen oder Fahrer in die Seitenspiegel schauen oder von anderen Autos geschnitten werden oder ein Stop-Schild überfahren - und all zu oft sind die Anschuldigungen schlicht falsch, nur die Konsequenz sind real: Strafen wie diese schadeten dem Bericht zufolge den Leistungswerten der Angestellten sowie Fahrerinnen und Fahrern. Denn die sinkenden Performance-Werte verringerten ihre Chancen, Gehaltserhöhungen zu bekommen. [6]
“Angeblich nutzt Amazon diese Kameras, um sicherzugehen, dass das Unternehmen eine sichere und verantwortungsbewusste Belegschaft hat. Doch in Wirklichkeit nutzen sie sie, um den Bezahlungen der Lieferunternehmen zu entkommen”, sagte ein Besitzer eines Washingtoner Lieferdienstpartners von Amazon. [7]
Amazon Netradyne Driver Information
Netradyne camera-based video safety technology ↩︎
t3n.de
Amazon plant Überwachung der Fahrer in den Lieferwagen – zu deren SchutzMit Kameras will Amazon die Fahrer seiner Logistikfahrzeuge überwachen und Beweise sichern. Dazu nutzt das Unternehmen die KI-gestützte Kameratechnik eines Startups.
[…]
In dem Video, das via Vimeo frei zugänglich ist und von Amazon DSP selbst veröffentlicht wurde, zeigt das Unternehmen, wie die Kamera auf der Basis künstlicher Intelligenz leichtsinniges Verhalten von Fahrern erkennen soll und entsprechende gesprochene Warnhinweise aussprechen kann. Man suche stets nach Wegen, das Fahrerlebnis für die Fahrer zu verbessern und die Sicherheit der Fahrer zu erhalten, erklärt eine Unternehmenssprecherin in dem Video. ↩︎
DerStandard
Gefeuert von einem Bot: Amazon-Lieferanten klagen über Kündigung via Algorithmus
Nebst den damit verbundenen Problemen – etwa dass die Fahrerinnen und Fahrer das gesamte unternehmerische Risiko auf sich nehmen müssen – werden sie auch auf Schritt und Tritt überwacht. Zum Beispiel wird geprüft, ob sie eine Route in dem vorgegebenen Zeitraum befahren haben, ob sie schnell genug ausgeliefert haben, und so weiter. Menschliches Feedback wird immer seltener, stattdessen bewerten Algorithmen die Leistung. Sie informieren die Mitarbeiter mit automatisierten E-Mails, in denen diese erfahren, ob sie “fantastisch”, “gut”, “fair” oder “risikobehaftet” arbeiten. Ehemaligen Managern des Unternehmens zufolge sei Amazon bewusst gewesen, dass diese Systeme sehr fehleranfällig sind. ↩︎
Heise
Amazon-Zusteller: KI-Kamera im Führerhaus senkt Lohn durch falsche Strafen
Die Zusteller und die Lieferunternehmen sehen das System dagegen als Mittel für Amazon, die Bezahlung der Mitarbeiter und Partner zu senken. Diese leiden ohnehin schon unter Zeitmangel und strengen Lieferterminen, und würden durch die vielen Warnmeldungen weiter unter Druck gesetzt. Das An- und Ablegen des Sicherheitsgurtes würde zu viel Zeit kosten, wenn man in ruhigen Wohngegenden von Haus zu Haus fährt. Hinzu kommt, dass Amazon Beschwerden oder Anfragen zu Punktabzügen nicht bearbeite. ↩︎
arstechnica
Amazon is using algorithms with little human intervention to fire Flex workers
Flex hirings, performance reports, and firings are all handled by software, with minimal intervention by humans. Drivers sign up and upload required documents via a smartphone app, through which they also sign up for shifts, coordinate deliveries, and report problems. It’s also how drivers monitor their ratings, which fall into four broad buckets—Fantastic, Great, Fair, or At Risk. Flex drivers are assessed on a range of variables, including on-time performance, details like whether the package is sufficiently hidden from the street, and a driver’s ability to fulfill customer requests.
Amazon refutes the idea that drivers have been unfairly treated. “We have invested heavily in technology and resources to provide drivers visibility into their standing and eligibility to continue delivering, and investigate all driver appeals,” Amazon spokesperson Kate Kudrna told Bloomberg. ↩︎
vice
Amazon’s AI Cameras Are Punishing Drivers for Mistakes They Didn’t Make
“Every time I need to make a right hand turn, it inevitably happens. A car cuts me off to move into my lane, and the camera, in this really dystopian dark, robotic voice, shouts at me," Derek, who asked to remain anonymous because he feared retribution from Amazon, told Motherboard. "It’s so disconcerting. It’s upsetting, when I didn’t do anything.”
[…]
↩︎
businessinsider
Amazons KI-gesteuerte Kameras bestrafen ihre Fahrer, wenn sie in die Seitenspiegel schauen oder von anderen Autos geschnitten werden, so ein Bericht
Spüren die Kameras potenziell unsichere Fahrmanöver auf, werden diese Vorfälle in einer digitalen Leistungsbewertung des Angestellten festgehalten. Diese Bewertung wird herangezogen, wenn für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Prämien, Sonderzahlungen oder Gehaltserhöhungen im Raum stehen. Häufig würden deren Chancen durch das Performance-Bewertungssystem deutlich geschmälert, so die Angestellten im Interview. Doch nicht nur auf die Amazon-Angestellten selbst kann es Auswirkungen haben. Die Bewertungen können sich auch auf das Einkommen der Angestellten von Lieferdienstpartnern von Amazon auswirken.
Die Fahrerinnen und Fahrer werden anhand der Ereignisse mit „schlecht“, „mittelmäßig“, „gut“ oder „fantastisch“ bewertet. Amazons Lieferdienstpartner, sogenannte Delivery Service Provider (DSP), können nur dann Boni für Reparaturen, Schäden und andere Dinge erhalten, wenn die wöchentliche Gesamtpunktzahl ihrer Bewertungen im Bereich „fantastisch“ liegt. „Angeblich nutzt Amazon diese Kameras, um sicherzugehen, dass das Unternehmen eine sichere und verantwortungsbewusste Belegschaft hat. Doch in Wirklichkeit nutzen sie sie, um den Bezahlungen der Lieferunternehmen zu entkommen“, sagte ein Besitzer eines Washingtoner Lieferdienstpartners von Amazon zu Motherboard. ↩︎