Wie jedes Jahr haben alle Nominierten die Möglichkeit, sich mit Kommentaren an info@bigbrotherawards.at zu wenden. Wir veröffentlichen dann die Reaktionen unter der jeweiligen Nominierung.
Schon lange wissen wir, dass Überwachung das Verhalten beeinflusst - ist doch genau dies eines der Argumente für die Videoüberwachung des öffentlichen Raums - Fehlverhalten soll durch die schlichte Anwesenheit von Überwachungstechnologie verhindert werden, und damit eine (positive) Wirkung auf unser Verhalten haben.
Eine Wirkweise die Arbeitgeber immer schon bei ihren Mitarbeitern erreichen wollten.
“Der Trend zu vermehrter Arbeit im Homeoffice hat sich auch schon vor der Corona-Krise abgezeichnet und wurde nun deutlich verstärkt. Viele Unternehmen hegten jahrelang Skepsis gegenüber der Telearbeit, wobei beispielsweise Produktivitätseinbrüche durch mangelnde Kontrolle und schlechte Kommunikationsmöglichkeiten befürchtet wurden.” [1]
Für das österreichische Parlament fasst das ITA zusammen was generell mittels technischer Arbeitsplatzüberwachung möglich ist: “Die Arbeitsleistung von Menschen wird überwacht, etwa durch das Aufzeichnen von Mausbewegungen und Tastaturanschlägen, automatischen Screenshots, mittels GPS-Ortung, durch minütliches fotografieren per Webcam und dem Einsatz von Gesichtserkennungssoftware, durch das Auswerten der Leistung des Arbeitsgerätes oder mittels Algorithmen zur automatischen Berechnung der Produktivität.” [2]
Mit Beginn des Corona bedingten Lockdowns waren Unternehmen, aber auch Universitäten, Fachhochschulen und Schulen gezwungen Alternativen zur herkömmlichen Arbeitsweise anzubieten - HomeOffice, HomeSchooling wurden auf breiter Front eingeführt - begleitet von der Angst, dass Mitarbeiter, Studierende und Schüler unkontrolliert, nicht mehr die geforderte Produktivität erbringen würden.
“Auch Microsoft, das mit Outlook, Teams und anderen Produkten viele Arten der betrieblichen Kommunikation und Zusammenarbeit abdeckt, ermöglicht exzessive Auswertungen. Mit Microsoft „Workplace Analytics“ können Firmen analysieren, wieviel Zeit Beschäftigte mit Videokonferenzen, Besprechungen oder E-Mail-Versand verbringen – innerhalb und außerhalb der Arbeitszeit. Neben fragwürdigen Auswertungen über die Beziehungen zwischen den Beschäftigten oder der „Qualität“ von Besprechungen können Kommunikationsvorgänge automatisiert nach Schlüsselwörtern in Betreffzeilen durchsucht werden. Auch wenn sich die meisten Berichte auf Gruppen beziehen und bei Auswertungen über Einzelpersonen keine Namen dargestellt werden, werden dabei umfassende Kommunikationsdaten verarbeitet. Delve, ein anderes Produkt von Microsoft, nutzt diese Daten für personalisierte Empfehlungen. Plattformen wie Microsoft Teams oder Slack können Kommunikation für bestimmte Zwecke durch Erweiterungen von Drittherstellern in einer Art strukturieren, die sie zu Systemen der Steuerung und Kontrolle von Abläufen und Arbeitstätigkeiten macht (Kapitel 5.7).” [3]
“Die Produktivitätsbewertung unterstützt den Prozess der digitalen Transformation mit Einblicken dazu, wie Ihre Organisation Microsoft 365 und die Technologielösungen verwendet, von denen es unterstützt wird. Das Bewertungsergebnis Ihrer Organisation reflektiert Messungen der Mitarbeiter- und Technologieerfahrung und kann mit Benchmarks von Organisationen verglichen werden, die größenmäßig Ihrer ähnlich sind.” [4]
Nicht den betroffenen Mitarbeitern, sondern den IT-Administratoren bietet Microsoft Einstellungen an, damit diese das Vertrauen nicht an Microsoft verlieren. Nur globale Administratoren dürfen Ihre Organisation von den Berichten über die Mitarbeitererfahrung abmelden. [5] - wie jedoch das Vertrauen der Mitarbeit an ihrer Firma und der von ihr eingesetzten Technologien erhalten bleibt steht auf einer anderen Seite.
Aufgrund der Studie von Cracked Labs entfernt Microsoft [6] Usernamen aus dem “Productivity Score” in Microsoft 365. Das Unternehmen reagiert damit auf Kritik eines österreichischen Datenaktivisten. Die Usernamen werden bei den Auswertungen nicht länger angezeigt, jedoch bleiben Gerätenummern bei drei Auswertungen erhalten. Dies sagt jedoch nichts darüber aus, welche Daten Microsoft zur Auswertung und dem Profiling selber verarbeitet.
[7]
Links:
Süddeutsche Zeitung
IT am Arbeitsplatz: Angestellte überwachen? Microsoft macht’s möglich
Der “Productivity Score” zeigt Unternehmen, wie einzelne Mitarbeiter arbeiten. Microsoft verteidigt die Funktion - doch es gibt Zweifel, ob die Überwachung legal ist.
[…]
In Microsofts eigener Handreichung klingt das schon anders. “Überwachen der Benutzerproduktivität mit Produktivitätsbewertung” lautet eine Unterseite des Hilfebereichs. Zwar weist Microsoft darauf hin, dass “Teile dieses Themas möglicherweise maschinell übersetzt” wurden, doch eigentlich trifft es die deutsche Version ganz gut: Microsoft liefert Unternehmen so viele Daten über einzelne Nutzerinnen und Nutzer, dass der Begriff Überwachung gerechtfertigt ist.
Kontrolle am Arbeitsplatz
Überwachung: Was darf der Arbeitgeber?
Das betrifft etwa die Videoüberwachung am Arbeitsplatz, die GPS-Ortung von Außendienstmitarbeitern oder die Aufzeichnung der Arbeitsleistung durch Maschinen.
[…]
Wie weit die Kontrolle gehen darf, entscheidet ihre Intensität. Damit ist gemeint, ob die Vorgesetzten selbst oder technische Systeme überwachen, ob in Stichproben oder permanent kontrolliert wird sowie wie viele und welche Daten gesammelt werden.
Microsoft beantragt Patent für Gesichts- und Körpersprache-Sensoren
Sensoren überwachen mit dem “Meeting Inside Computing System” die Körpersprache und Gesichtsausdrücke der anwesenden Personen in einem Raum oder bei einem Online-Meeting. Dafür wird der Konferenzraum mit Kameras ausgestattet. Die Daten werden ausgewertet und mit vorangegangenen Meetings abgeglichen. Das System macht dann entsprechende Verbesserungsvorschläge für kommende Konferenzen.
Foresight und Technikfolgenabschätzung:
Monitoring von Zukunftsthemen für das Österreichische Parlament ↩︎
Foresight und Technikfolgenabschätzung:
Monitoring von Zukunftsthemen für das Österreichische Parlament ↩︎
crackedlabs
Digitale Überwachung und Kontrolle am Arbeitsplatz
Von der Ausweitung betrieblicher Datenerfassung zum algorithmischen Management? Eine Studie von Cracked Labs, September 2021. ↩︎
Microsoft
Datenschutzsteuerelemente für die Produktivitätsbewertung
Die Produktivitätsbewertung bietet Ihnen als IT-Administrator Ihrer Organisation Zugriff auf Datenschutzeinstellungen, um sicherzustellen, dass alle von Ihnen angezeigten Informationen zur Produktivitätsbewertung umsetzbar sind, ohne das Vertrauen Ihrer Organisation in Microsoft zu gefährden. ↩︎
Microsoft
Unsere Verpflichtung zum Datenschutz im Microsoft Productivity Score
Wir bei Microsoft glauben, dass datengestützte Einblicke ausschlaggebend dafür sind, Menschen und Organisationen zu befähigen, mehr zu erreichen. Außerdem glauben wir fest daran, dass Privatsphäre ein Menschenrecht ist, und haben uns deshalb dem Schutz der Privatsphäre jeder Person verpflichtet, die unsere Produkte verwendet. Im Rahmen dieser Verpflichtung nehmen wir die folgenden Änderungen am Productivity Score vor: ↩︎
Heise
Microsoft verspricht weniger Überwachung Einzelner in Microsoft 365 ↩︎