Wie jedes Jahr haben alle Nominierten die Möglichkeit, sich mit Kommentaren an info@bigbrotherawards.at zu wenden. Wir veröffentlichen dann die Reaktionen unter der jeweiligen Nominierung.
Amazon
lauscht fremden Gesprächen und befliegt die Wohnung
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Mit der Vernetzung der Computer wurden die Log-Files, die Inhalte der Dokumente und unser online-Nutzungsverhalten für die großen Internetkonzerne erreichbar - alles was irgendwie analysierbar und auswertbar war wurde in die Algorithmen gestopft und für das Profiling der Internet-Nutzer verwendet. Aus all diesen Daten sind die größten und wertvollsten Firmen entstanden. Egal ob Microsoft und Apple die über das Betriebssystem Zugang zu den Daten haben, Google über Android und die Internetsuche, Facebook über unsere Kommunikation und Amazon über die Cloud und unser Shoppingverhalten.
Seit längerem wird versucht die Brücke zwischen Cyberspace und Realleben zu schließen - nicht nur um den Erfolg von Onlinewerbung auf unseren Einkauf im Laden nachweisen zu können sondern um neue Geschäftsfelder zu erobern. Durch die zahlreichen Assistenten und Sensoren wurde bereits etliches aus dem realen Leben aufgeschnappt. Das Handy als ständiger Begleiter kann nicht nur unseren Tagesablauf dokumentieren und ein Bewegungsprofil über unseren Tag erstellen, auch kann es zum Contact-Tracking genutzt werden.
Die Sensoren der Hausautomatisierung, die Zutrittssysteme der Privathaushalte, die Staubsauger- und Rasenmäherroboter sind fleißige Datensammler. Kaum ein Bereich des realen Lebens, der nicht von der 4.0-Technologie erschlossen wird.
Es ist schwierig für einen Konzern wie Amazon noch Bereiche zu finden die noch nicht von der eigenen Technologie überwacht werden. Über Amazon Echo und Alexa wurde hinlänglich berichtet. Amazon Ring, eine Gegensprechanlage mit Video und Cloud-Anbindung regelt wer das Haus betreten darf, und mit der Cloud-Cam eine Videoüberwachung, die erkennen kann, ob die Alarmanlage anschlagen soll oder ob nur die Katze durch das Haus gehuscht ist.
Jetzt neu, für den Haushalt der schon alles hat, eine Zimmer-Drohne die Räume autonom abfliegen kann und die Videos in die Cloud überträgt: Die auf Smart-Home-Produkte spezialisierte Amazon-Tochterfirma Ring hat eine Drohne namens Always Home Cam vorgestellt, die Wohnungen bei Abwesenheit der darin lebenden Menschen überwacht. Wird die Always Home Cam mit einer Ring-Alarmanlage verbunden, kann sie auch bei Bedarf ausschwirren, um die Ursache einer Alarms zu erkunden.
Um jetzt noch feststellen zu können, wie das gerade gesehene Video beim Hausbesitzer ankommt, gibt es mit “Halo” ein Armband, das durch Zuhören die Emotionen und Gefühle des Trägers ermittelt. Die Funktionen des Trackers reichen von der Überwachung von Sportaktivitäten, Messung der Körpertemperatur bis hin zur Aufzeichnung des Tonfalls. Damit geht das Armband weiter als nur klassisch die Aktivitäten und den Schlafrhythmen zu überwachen. Es trackt auch die Emotionen und Launen des Trägers anhand seines Stimmprofils. Laut Amazon kann das System dem Ton der Stimme verschiedenen Emotionen zuordnen. Diese Analysefunktion läuft im Hintergrund, möchte man eine Konversation analysieren, kann der Nutzer das Armband berühren, um ein Gespräch von bis zu 30 Minuten aufzunehmen.
Die Datenschutzerklärung von "Halo" äußert sich jedoch sehr wohl zur Datensammlung durch Amazon. Diese besagt etwa, dass Amazon "Information über Fitnessmetriken, Körperfettanteile, Demografie, Schlaf und Tonfall der Stimme" sammeln kann. Der Zweck wird jedoch nicht näher erläutert, es wird lediglich darauf verwiesen, dass die Daten Amazon dabei helfen würden, "den Halo-Service zu verbessern, um Funktionen und Inhalte bereitzustellen, die für Kunden am nützlichsten sind."
In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen behält sich Amazon zudem das Recht vor, Bilder, Audio und Video, die von Geräten aufgenommen wurden, zu verarbeiten, um die eigenen Produkte und Dienstleistungen zu verbessern.
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