#BBA15 nicht unter Freunden

In der Kategorie "Behörden und Verwaltung" wurden nominiert:

Wie jedes Jahr haben alle Nominierten die Möglichkeit, sich mit Kommentaren an info@bigbrotherawards.at zu wenden. Wir veröffentlichen dann die Reaktionen unter der jeweiligen Nominierung.

Smart-Meter der Linz AG: Opt-Out durch "dumme" Smart-Meter

Linz AG

  • Die EU will, wenn eine positive wirtschaftlichen Bewertung erfolgt ist, 80% der Kunden auf Smart-Meter umstellen. Musterland Österreich will gleich 95% erreichen, und in einigen Gegenden gleich 100%, damit nur ein Typ an Zählern zum Einsatz kommt. Unwillige werden einfach mit "dummen" Smart-Metern ausstattet - so wird eine Opt-Out-Lösung unterlaufen. Jeder wird umgestellt, und wer partout nicht will, kann ja immer noch ein Streitschlichtungsverfahren bei der E-Control führen.

    Viel wird von der Liberalisierung des Engergiemarktes geredet, und den Möglichkeiten, als Kunde den Stromlieferanten frei zu wählen. Der Stromzähler kommt allerdings vom Netzbetreiber, und den kann man nicht frei wählen. Die einzige Möglichkeit wäre, die Stadt zu wechseln. Gerade im Hinblick auf diese Zwangssituation sollte man die Berufung auf § 83 Abs. 1 ELWOG, dass der Kunde den Betrieb eines Smart Meter nicht wünscht, ernst nehmen. Softwareseitig ein paar Features zu deaktivieren, die jederzeit ohne Möglichkeit der Kontrolle durch den Kunden wieder aktiviert werden können, stellen sicherlich keine akzeptable Lösung dar.

    Die Drohung den alten Zähler abzubauen und den Strombezug einzustellen fällt kaum in die Kategorie Kundenservice. Auch wenn es bereits Tarifangebote mit stündlicher Preisanpassung gibt, obliegt es dem Kunden zu entscheiden, ob der Stromverbrauch zeitnahe übermittelt werden soll. Gerade wenn immer wieder neue Meldungen über Datenmißbrauch in den Medien auftauchen, sollten Sorgen der Kunden, dass Cyberkrimminelle aus der Ferne feststellen könnten, ob jemand zu Hause ist, ernst genommen werden.

  • Quellen:
    • [BBA 2013] Smart-Meter "OptOut" nur noch kurz erhältlich
    • [BBA 2014] At Own Risk - smart meter opt out ohne out
    • [bmwi] Ernst & Young GmbH: Kosten-Nutzen-Analyse für einen flächendeckenden Einsatz intelligenter Zähler
    • [futurezone] Smart-Meter-Rebellen kämpfen gegen Stromnetzbetreiber
      Stromkunden, die keine intelligenten Stromzähler erhalten wollen, müssen mit Widerstand rechnen. Netzbetreiber legen den Rebellen viele Steine in den Weg.
      [...]
      Auf die Frage, was passiere, wenn sie den Austausch des Zählers verweigere, weil Sie keine Fernabschaltfunktion möchte, sagte ein Mitarbeiter zu ihr: „Dann wird der alte Zähler abmontiert.“ Sie fragte nach: „Heißt das, ich habe keinen Anspruch mehr auf Stromversorgung?“ Der Service-Mitarbeiter: „Das ist korrekt.“
      [...]
      „Grundsätzlich besteht die Möglichkeit ab Verständigung vom bevorstehenden Tausch einen Widerspruch zu erklären. Allerdings führt dies nicht dazu, dass der Gerätetausch als solches verhindert werden kann, sondern eben eine Deaktivierung von Funktionen erfolgt. Bei den Geräten der Linz Strom Netz GmbH würde ein neuer Zähler erst dann zum Smart Meter, wenn danach auch die zweiseitige Datenanbindung erfolgt. Beim neuen Zähler der Netz Oberösterreich GmbH wird einfach die Aufzeichnung der 15-Minuten-Messwerte deaktiviert“, erklärt Robert Wurzinger, von der Abteilung Konsumentenschutz bei der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK).
      [...]
      Leo Kammerdiener, Ingenieur von der E-Control, betonte vor kurzem bei den Energietagen in Wien, dass die Bezeichnung des digitalen Standardzähler (DSZ), die im Juli neu in die Marktregeln aufgenommen wurde, „in Wirklichkeit Opt-Out-Zähler sind“ - also vor allem dazu da sind, um besorgte Kunden zu beruhigen. Der Grüne Nationalratsabgeordnete Albert Steinhauser sieht darin „den Versuch zu schummeln, um das von den Netzbetreibern ungeliebte Opt-Out zu umgehen. So lange eine zeitnahe Übermittlung der Zählerwerte erfolgt, handelt es sich um einen intelligenten Stromzähler und wird das gesetzlich vorgesehene Opt-out umgangen.“
    • [arbeiterkammer] Smart Meter: Widerspruch ist möglich
      Die alten Drehstromzähler werden derzeit durch neue, elektronische Zähler oder „Smart Meter“ ersetzt. In Oberösterreich ist der Austausch vielerorts bereits durchgeführt, die heimischen Energieversorger haben hier eine Vorreiterrolle übernommen.
      [...]
      Die neuen Stromzähler sammeln umfassende Daten über das Nutzungsverhalten der Kunden, an denen vor allem die Energieunternehmen selbst interessiert sind. Die Unternehmen sind verpflichtet, den Schutz dieser Daten zu gewährleisten. Die Verbraucher erhalten einen detaillierteren Überblick über ihren Stromverbrauch.
      [...]
      Der Austausch erfolgt kostenlos. Der Kunde kann dem Netzbetreiber mitteilen, dass er keinen Smart Meter wünscht (siehe Musterbrief). In diesem Fall wird eine spezielle Funktion des elektronischen Zählers (nämlich die Aufzeichnung und Übermittlung der Zählwerte im 15-Minuten-Takt) deaktiviert.
    • [awattar] HOURLY
      Unser bahnbrechender Tarif mit stündlicher Preisanpassung gibt allen, die jetzt schon einen „Smart Meter“ haben, eine am Strommarkt noch einzigartige Chance: Sie können Ihre zeitliche Flexibilität so nutzen, dass Sie in Echtzeit den Ökostromanteil Ihres Stroms erhöhen und dabei bares Geld sparen!
      Automatische Preisanpassung: Stündlich und wetterabhängig
      Intelligenter Zähler ist Voraussetzung
    • [diepresse] Energie: „Das wird ein zweites Zwentendorf“
      Die Einführung der intelligenten Stromzähler (Smart Meter) dürfte sich verzögern. Sowohl die Wiener Netze als auch die niederösterreichische EVN haben angekündigt, das Gesetz, wonach 95 Prozent der Haushalte bis 2019 mit digitalen Zählern ausgerüstet sein müssen, nicht erfüllen zu können. Stattdessen halten sie sich an die EU-Vorgaben, die Smart Meter lediglich in acht von zehn Haushalten bis 2020 fordern. Auch andernorts herrscht bei dem Thema Zurückhaltung. Die Tiroler Tinetz hat etwa kürzlich ihre Ausschreibung für Zähler widerrufen und verhandelt nun neu mit den Herstellern.
      [...]
      Vor allem eine Funktion irritiert manchen Netzbetreiber: der Breaker. Die intelligenten Stromzähler müssen mit einer Unterbrecherfunktion ausgestattet sein, die es Energielieferanten erlaubt, den Strom beim einzelnen Kunden von der Zentrale aus an- oder abzuschalten. „Diese Unterbrecherfunktion ist ein Riesenproblem“, sagt Datenschützer Hans Zeger. Bei 5,5 Millionen Geräten biete sie 5,5 Millionen – schwer schützbare – Einfallstore für Hacker, die Daten auslesen oder Befehle an das Gerät senden könnten. Italien und die Niederlande haben bereits Erfahrung mit ebensolchen Geräten und rudern nun zurück.
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      „Der Breaker ist ein Unsicherheitsfaktor“, heißt es auch bei der EVN. Bei Missbrauch könnten Dritte schlagartig tausenden Menschen den Strom abschalten. „Wir wollen diesen Breaker nicht.“ Die EVN hat daher zwei Smart-Meter-Ausschreibungen gemacht: eine mit und eine ohne Breaker. Man werde „keinem Kunden etwas einbauen, was er nicht will“.