Wie jedes Jahr haben alle Nominierten die Möglichkeit, sich mit Kommentaren an info@bigbrotherawards.at zu wenden. Wir veröffentlichen dann die Reaktionen unter der jeweiligen Nominierung.
Seelenstriptease für die Erlangung einer Versicherungsleistung
Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK)
-
Schon der Besuch eines Psychotherapeuten stellt eine Überwindung für den Patienten dar, da im Zuge der Behandlung privateste Details ansprochen werden. Aufgrund dieser sensiblen Informationen ist der Umgang mit Daten bei der Psychotherapie besonders kritisch, sodass ein absolut sorgsamer Umgang mit diesen sehr persönlichen Daten unumgänglich erscheint.
Nicht so bei der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), die seit erstem Juli für die Genehmigung der Kostenübernahme das Ausfüllen eines umfangreichen Formulars mit höchst vertraulichen Daten verlangt. Im Detail anzugeben sind z.B. körperliche Erkrankungen, Krankheitsbeginn und insbesondere familiäre Aspekte, traumatische Ereignisse, Drogen- oder Medikamentenabusus. Erfolgen die Angaben nicht in der von der WGKK gewünschten Ausführlichkeit so kann schon der/die Betroffene in die WGKK bestellt werden, wo die gesamte belastende Prozedur in bis zu zweistündigen Gesprächen wiederholt wird. Während in der Vergangenheit und bei anderen Gebietskrankenkassen in einem einseitigen Formular keine sensiblen Daten erfasst wurden, werden jetzt viele sensible und höchst persönliche Daten und Informationen abgefragt.
Die WGKK hat die Aufgabe zu überprüfen ob ein Versicherungsfall vorliegt und kann sich dabei auf die fachliche Bestätigung und die Diagnose des Psychotherapeuten stützen. Es hat fast den Anschein, dass die WGKK mit dem neuen Formular die Diagnose und Indikationsstellung zukünftig selbst übernehmen will, was wahrlich nicht ihre Aufgabe ist. Durch die verstärkte Datenschnüffelei der WGKK, besteht die Gefahr, dass zukünftig noch mehr Psychotherapiebedürftige den wichtigen Schritt zu einer Therapie nicht wagen werden, weil sie das entwürdigende Antragsverfahren der WGKK nicht über sich ergehen lassen wollen.
Die meisten Krankenkassen kommen übrigens weiterhin mit dem einseitigen, unproblematischen Formular aus.
- Quellen: