In diesem Jahr wurden in der Kategorie "Behörden und Verwaltung" nominiert:
Wie jedes Jahr haben alle Nominierten die Möglichkeit, sich mit Kommentaren an info@bigbrotherawards.at zu wenden. Wir veröffentlichen dann die Reaktionen unter der jeweiligen Nominierung.
Österreichischer Parlamentsserver vernadert Petitionsunterzeichner
Nominiert: Nationalratspräsidentin Mag. Barbara Prammer
- Das österreichische Parlament hat einen Schritt in Richtung direkte und digitale Bürgerbeteiligung getan. Seit Ende 2011 können Petitionen und Bürgerinitiativen über die Parlaments-Website unterstützt werden. Klingt positiv. Doch seither weiß auch Google, wer in Österreich welches Bürgeranliegen offiziell mit seiner Unterschrift unterstützt hat.
Bei Volksbefragungen ist auf der Parlaments-Website ein Web Service von Google eingebaut. Mit einem Captcha soll verhindert werden, dass Petitionen durch Webcrawler missbräuchlich automatisiert werden. Der Preis für dieses kostenlose Google Service ist die Übermittlung aller Daten in die USA und ein Schritt mehr in Richtung gläserner Bürger. So weiß Google jetzt, welche 106.000 Österreicher die Bürgerinitiative "Stoppt die Vorratsdatenspeicherung" unterschrieben haben. Es bleibt jedem überlassen seine Stimme zu äußern, aber "Du hast die Wahl!".
Die Parlamentsdirektion begründete den Einsatz des Google-Captcha-Programms auf Anfrage damit, dass dieses von mehr als 200.000 Websites weltweit verwendet werde, unter anderem auch von Facebook. Für diese unreflektierte Schlussfolgerung, die im krassen Gegensatz zum Grundrecht der unbeobachteten Wahl steht, gibt es jetzt eine Nominierung für unsere Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.
- Gegendarstellung auf Verlangen von Frau MMag. Ines Kerle
- Darstellung des Sachverhaltes zum Einsatz eines Captchas im Zusammenhang mit der Möglichkeit der online-Unterstützung einer Bürgerinitiative/Petition auf der Website des Parlaments
DOCX: Captcha - BigBrother Award - Reaktion - 1.docx
- Quellen:
- Grundsätze des Wahlrechts: http://www.parlament.gv.at
- E-Mail von Abteilung Digitale Medien und Corporate Design
SVA - Lebensweise per Verschreibung
Nominiert: Dr. Christoph Leitl, Präsident SVA, und Peter McDonald, stv. Obmann SVA
- Wer sich zu wenig bewegt, raucht, trinkt, oder einen zu hohen Blutdruck hat, wird bei der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft (SVA) seit Jahresbeginn benachteiligt. Die SVA hat nämlich ein Bonus-Malus-System eingeführt. Wer zusammen mit dem Hausarzt gewisse Gesundheitsziele definiert und diese auch einhält, dem wird der Selbstbehalt beim Ärtze-Honorar von 20 auf 10 Prozent heruntergesetzt.
Das ganze geschieht natürlich "freiwillig" und der stv. SVA Obmann McDonald stellt via Aussendung fest "Wir haben es in der Hand, unsere Versicherten zu einem gesünderen Lebensstil zu motivieren und ihnen damit mehr gesunde Lebensjahre zu ermöglichen.". Patienten, die nicht wollen, dass ihnen vorgeschrieben wird, wie sie zu leben haben, werden allerdings bestraft: Sie kommen nie in den Genuss dieser Reduktion, sie beugen sich nicht der Ökonomie des Gesundheitssystems. Dass dabei auch Chronisch Kranke und ältere Menschen bestraft werden, ist nur einer der Nachteile dieses Systems. Aber "Du hast die Wahl!"
In der aktuellen Urbefragung der SVA Versicherten zeigt sich auch der Umgang der SVA mit personenbezogenen Daten. Die individuelle Nummer des SVA Fragebogens der Urbefragung fand in einer personalisierten Email Aussendung der Jungen Wirtschaft bereits seine Verwendung.
- Quellen:
- McDonald: Sozialversicherung ist auch Unterstützung bei der Selbsthilfe
http://www.ots.at- Aufregung um angebliche Datenweitergabe bei SVA
http://www.wienerzeitung.at- Belohnung für Gesunde
http://diestandard.at- Der Weg zum halben Selbstbehalt
http://esv-sva.sozvers.at
Smart Meter: Drei Jahre Stromverbrauchs Vorratsdaten
Nominiert: Walter Boltz und Martin Graf, E-Control
- In vielen Kreisen werden sie bereits die "Schnüffelzähler" genannt: die intelligenten Stromzähler - und das nicht ohne Grund. Mit solchen sogenannten "Smart Metern" lässt sich feststellen, ob jemand alleine lebt, ob am Herd oder mit der Mikrowelle gekocht wird, oder welches TV-Programm abends läuft. Dieses Verhalten dürfte daher nicht nur für Haushaltsgerätehersteller interessant sein, sondern auch für Lebensmittelhändler oder Anbieter von DVDs oder Streaming On Demand-Diensten. Bis jetzt war es ausreichend das jährlich der Stromverbrauch abgelesen wurde, ab jetzt soll das mindestens alle 15 Minuten erfolgen.
In Österreich sollen bis 2019 fast alle 5,5 Millionen mechanischen Zähler durch die digitalen Smart Meter ersetzt werden. Dazu notwendig waren mehrere Verordnungen und Gesetzesänderungen. Die E-Control-Vorstände Walter Boltz und Martin Graf erließen eine Verordnung, in der festgelegt wird, dass alle Verbrauchsdaten künftig auf Kundenwunsch drei Jahre lang auf Vorrat gespeichert werden müssen. Harald Proidl von der E-Control stellt klar, dass den Energieversorgern bei neuen Anwendungen und Geschäftsmodellen "keine Grenzen gesetzt sein" sollen. Eine personalisierte Auswertung soll es nur auf freiwilliger Basis, also mit ausdrücklicher Zustimmung, geben.
Eine wirkliche Wahlfreiheit werden die Kunden aber nicht haben. In Australien holt sich ein Energie-Unternehmen beispielsweise die Zustimmung der Kunden so ein, dass Versicherungen, US-Unternehmen und weitere Drittparteien auf die Daten zugreifen können - wer nicht zustimmt, bekommt keinen Strom mehr. Der "gläserene Stromkunde" wird Realität, aber "Du hast die Wahl!".
- Quellen:
- Smart Meter: Energiedaten auf Vorrat
http://futurezone.at- Energiespar-Stromzähler werden Pflicht
http://diepresse.com- ZWANGSZÄHLER - NEIN DANKE!
https://mietervereinigung.at- Smart Meter oder Der gläserne Kunde
http://derstandard.at- Der gläserne Energiekonsument
http://www.wienerzeitung.at- Smart Meter: Gratis-Strom für Nutzerdaten
http://futurezone.at- Hintergrund und experimentelle Ergebnisse zum Thema "Smart Meter und Datenschutz"
pdf: http://www.its.fh-muenster.de